Update – Was ich hier so treibe

Vorsicht! Heute gibt’s 743 Wörter! Deshalb fangen wir mal mit Bilder an:

 

Wir  haben ein Video für die nächsten Freiwilligen erstellt, in dem alle Projekte,  Freiwilligen  und unsere Wohnung vorgestellt wird. Sobald ich es hochgeladen habe werde ich es im nächsten Blogeintrag veröffentlichen! 

Der letzte Blogeintrag ist schon wieder eine ganze Weile her, vielleicht liegt das daran, dass ich eigentlich immer etwas zu tun habe oder mittlerweile vieles als “normaler” und “selbstverstaendlicher” abstempel und mir gar nicht mehr so richtig bewusst ist, worüber ich schreiben könnte: Die Obdachlosen, die in dreckigen Klamotten durch die Straßen streifen und “hustlen” (Geld sammeln durch betteln, klauen usw); dass man hier in CBD (Central Pretoria)  kaum Weiße sieht; dass man nur 5 Minuten aus Central rausfahren muss und schon in einem komplett weißen Afrikaanerviertel ist; das um mich herum standing Tswana, Pedi, Xhose und co gesprochen werden; dass man im Dunklen nicht mehr durch die Straßen laufen darf; dass wir als Weiße bevorzugt angebettelt werden, weil wir angeblich reich sind; dass es an einigen Straßenecken sehr „interessant riecht“ (= fürchterlich stinkt) und und und. Anscheinend habe ich mich daran einfach gewöhnt. Allerdings habe ich natürlich trotzdem so einiges erlebt, also los gehts.

Ein weißer Obdachloser ist an Weihnachten zu uns gestoßen. Er kommt aus Joburg, ist circa 26 Jahre alt, hat früher als Sicherheitsbeauftagter bei Bauunternehmen gut verdient und ist dann durch Spielen, Cagefighting, dem Tod seiner Mutter und einer daraus folgende Drogensucht immer weiter abgerutscht. Ein Jahr lang habe er nahezu jeden Tag CAT (Kokaingemisch) und Crystal Meth genommen und Ephedrine und Steroide für die Kämpfe konsumiert. Dadurch habe er seinen Job, seine Ehefrau und seine Unterkunft verloren. In den letzten Wochen habe ich viel mit im geredet und ihm bei Bewerbungen geholfen. Durch seine hohe Qualifikation hat er es tatsächlich geschafft, nach nur 2 Wochen einen Job als Safety Officer zu finden. Nun arbeitet er in Central, verdient gutes Geld, hat eine Wohnung und ist seit 3 Monaten clean. Das mussten wir dann natürlich erstmal feiern!

Eine weitere interessante Begegnung ist ein Mann, der bei der Fremdenlegion, eine der angeblich härtesten Armeen der Welt, gearbeitet hat. Dort hat er Kämpfer ausgebildet, ist in unterschiedliche Länder der Welt zu Einsätzen gereist und ist nun bei TLF gelandet. Seine Erfahrungen und Erlebnisse hat er in einigen Büchern festgehalten, in die ich gerne in naher Zukunft reinschauen möchte.

Solche Menschen sind für mich der Grund, warum ich hier bin. In Deutschland hätte ich diese Erfahrungen und Begegnungen mit Sicherheit nicht gemacht.

Also, was habe ich ansonsten so in den letzten Wochen gemacht? Ich war öfters bei den Artists bei uns im Hof und habe Gitarre mit ihnen gespielt (die sind immer sehr entspannt dort und ihre Wohnung steht eigentlich allen immer offen), am Valentinstag sind wir mit allen Essen gegangen, wir haben ein paar Locals kennengelernt, mit denen wir feiern gegangen sind und ich habe James Bond Spectre für umgerechnet 70cent (!!!) im Kino geguckt. Des Weiteren hatten wir ein Zwischenseminar mit allen Freiwilligen bei dem wir über Rassismus, unsere Schwierigkeiten und Probleme, interkulturelle Differenzen und vieles mehr geredet haben. Endlich hat man mal alle Freiwilligen wieder gesehen! Außerdem haben wir Innocent und Dimakatso verabschiedet. Sie sind jetzt in Deutschland, Innocent arbeitet in Berlin und Dimakatso in Hannover. Ich habe schon mit ihnen geskypet, ihnen geht es gut und sie sagen, dass Deutschland schön und sauber, aber sehr kalt ist und die Arbeit anstrengend, aber gut.

Bei der Arbeit läuft es wie immer seht gut. Ich bin momentan damit beschäftigt eine Präsentation über Windows, Powerpoint, Excel, Word, Viren und häufige Probleme mit Computer zu erstellen. Mit Shadja zusammen darf ich dann einen Vortrag vor allen Coordinators von TLF halten. Außerdem bin ich immer noch mit Google For Non Profits beschäftigt. Für einen Coordinator von TLF erstelle ich momentan die Webpräsenz www.instituteforurbanministry.org . Fühlt sich ein wenig so an, als würde ich in einer Werbeagentur arbeiten. 🙂 Also: Arbeit läuft. Falls es jemanden im Detail interessiert, wofür ich alles zuständig bin, ist hier meine Job description in Englisch: Job description

Mir ist aufgefallen, dass ich noch gar nicht die Bilder von Weihnachten veröffentlicht habe. Also, Weihnachten in der WG bei gefühlten 40 Grad:

 

Und noch eine gute Nachricht zum Schluss: Letztens waren wir im Capital Craft und haben uns nach 6 Monaten ein echtes, deutsches, kaltes Bitburger vom Fass getrunken. Eigentlich dachte ich, dass ich deutsches Bier nicht vermisst habe… Da habe ich mich wohl getäuscht. Passend dazu ein kleiner Sprachkurs:

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Gabotse!